ARCHIV

Eine »Wunscherfüllungsinstitution«

Kulturinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz, 1979-2004

Gerhard Fröhlich *

Das Kulturinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz wurde 1979 vom damaligen Rektor Univ. Prof. Dr. Rudolf Wohlgenannt gegründet. Es hat sich zum Ziel gesetzt, das kulturelle Leben auf dem Uni-Campus und im Uni-Stadtteil zu beleben. Es steht - nach Rudolf Wohlgenannt und Ingo Mörth - seit 1987 unter der Leitung von Gerhard Fröhlich.

Das Kulturinstitut betreibt zwei Galerien: den »KunstGangA « im Gang A des Keplergebäudes der Universität, und die »Galerie an der Universität«, letztere zusammen mit der Katholischen Hochschulgemeinde in der Mengerstraße 23. Höhepunkte der bisherigen Ausstellungsaktivitäten waren die open air-Ausstellung »in front of« auf dem gesamten Universitätsgelände (der Farbkatalog dazu kann beim Kulturinstitut bezogen werden) sowie das experimentelle Ausstellungsprojekt »Polygonie«, das der Bedeutung von graphischen Symbolen in Wissenschaft und Alltagsleben gewidmet war und eine aktive Teilnahme der Besucher ermöglichte. Gemeinsam mit der Linzer Künstler-Kooperative »Die Fabrikanten« wurden mehrere große Projekte realisiert: Beim »Unternehmen Eisendorf« im ehemaligen Todesstreifen an der tschechisch-österreichischen Grenze nahe Karlstift mußten Künstler und Wissenschaftler jeweils (in Reminiszenz an die erfolgten Vertreibungen) mit Utensilien im Umfang eines Koffers auskommen (der englischsprachige Katalog dazu kann ebenfalls vom Kulturinstitut bezogen werden). Das Nachfolgeprojekt »IRONET« zum Thema digitale Zukünfte wurde über Computernetze und in einem ehemaligen Kloster in der Nähe von Pilsen abgewickelt. Das Projekt »Die Jury« (ebenfalls mit den »Fabrikanten«) , eine Suche nach aufregenden Orten in einer durchschnittlichen Mittelstadt (ausgewählt wurde die Volksfeststadt Wels) wurde sogar vom »Kunstforum« wohlwollend zur Kenntnis genommen.1998 war das Kulturinstitut an der Linzer Organisation des internationalen Kunstprojekts »DE VALIGIA - Ein Kunstzug auf dem Weg durch Europa« beteiligt, einer mobilen Kunstausstellung, die insgesamt drei Jahre auf Schienen unterwegs sein wird.

Eine Vielzahl der Angebote ist zum Bereich der Aktivkultur zu zählen, von den Proben und Aufführungen des (-->) Universitätsorchesters Linz (künstlerische Leitung: Kpm. Johannes Wetzler vom Landestheater), der wichtigsten Einrichtung des Kulturinstituts, das primär aus Lehrenden, StudentInnen und AbsolventInnen der Universität besteht, bis zum Uni-Percussion-Projekt »Guarana«, spezialisiert auf afro-brasilianische Rhythmen. Fallweise werden auch psycho-soziale bzw. körperorientierte Trainings (Bioenergetik, Feldenkrais, modern dance) angeboten.

Vorträge sowohl aus dem wissenschaftlichen als auch aus dem kulturellen Bereich, Symposien über wichtige Themen, die im sonstigen Hochschulalltag zu kurz kommen (von »Kultur und soziale Ungleichheit« über »Ethik in Wirtschaft und Technik« bis zu »Sinn-Sinne-Sinnlichkeit«) bilden einen weiteren Programmschwerpunkt. Das Spektrum der Vortragenden bei den diversen Veranstaltungen reicht dabei vom bekannten Computerkritiker Joseph Weizenbaum über den renommierten Wissenschaftstheoretiker Hans Albert und den kulinarischen Philosophen Peter Kubelka bis zum engagierten Theologen Eugen Drewermann. Zumeist in spanischer, mitunter auch in portugiesischer Sprache werden laufend in Zusammenarbeit mit dem Lateinamerikainstitut O.Ö. Vorträge zu Politik und Kultur in Lateinamerika veranstaltet. Eine AG Kulturtheorie befaßt sich - in Kooperation mit dem Philosophie-Institut - regelmäßig mit dem Dialog zwischen Wissenschaftlern, Philosophen und Künstlern, z. B. unter dem Titel »animal symbolicum« zur Kulturphilosophie nach Ernst Cassirer.

Die internationalen »Linzer Kulturtheorie-Symposien« haben zu einer Reihe von Buchpublikationen zu Kulturtheorie und Kulturforschung geführt. Im Campus Verlag, Frankfurt/New York erschienen bisher im Jahre 1991 »Der unendliche Prozeß der Modernisierung« zur Kultursoziologie nach Norbert Elias, herausgegeben von Helmut Kuzmics und Ingo Mörth, 1994 »Das symbolische Kapital der Lebensstile«, herausgegeben von Ingo Mörth und Gerhard Fröhlich, zur Kunst der Distinktion nach Pierre Bourdieu, 1998 »Symbolische Anthropologie der Moderne«, herausgegeben von Gerhard Fröhlich und Ingo Mörth, mit Kulturanalysen nach Clifford Geertz. In Vorbereitung ist ein Folgeband zur Kommunikations- und Medienphilosophie nach Vilém Flusser.

Seit 1993 wirkt das Kulturinstitut auch an den - früher Welser, nunmehr Gmundner - »Kulturvermerken« regelmäßigals Mitveranstalter aktiv mit; die Vorträge zu dieser Großveranstaltung, z. B. zu »lug und trug« (1996) oder »Geld oder Leben« (1997) werden in der O. Ö. Kunstzeitschrift »kursiv« veröffentlicht (über das Kulturinstitut beziehbar).

Auch aus den Konzerten des Universitätsorchesters Linz sowie der Sparte »Wort und Musik« (Leitung: Ursula Rechenberg) sind einige ´dauerhafte´ Produkte hervorgegangen, so bisher ingesamt fünf Compact-Discs, drei des (-->) Uni-Orchesters, zwei aus der Sparte »Wort und Musik« (Ursula Rechenberg: »Klaviergedichte - Wortmusik« sowie »Franz Schubert - ein Lebensbild in Musik und Wort«. Alle CDs sind über das Kulturinstitut (s. u.) zum Preis von öS 200,- (StudentInnen öS 150.,-) erhältlich; Mengenrabatte sind möglich.

Das Kulturinstitut hat sich als eine Institution etabliert, von der viele wissen, daß es seine organisatorischen Möglichkeiten zur Verfügung stellt, um auch kurzfristig und spontan Ideen zu realisieren - mit einem Wort: als »Wunscherfüllungsinstitution«. Zu den Kooperationspartnern des Kulturinstitut zählen daher viele Uni-Institute, die Katholische Hochschulgemeinde, die Sektion Kulturtheorie und Kulturforschung der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, das Ars Electronica Center und viele andere Kulturinstitutionen.

Das Kulturinstitut hat sich dabei auch zum Ziel gesetzt, die »Schwellenängste« von Außenstehenden gegenüber der Universität zu verringern - alle Veranstaltungen sind daher selbstverständlich auch für alle InteressentInnen von außerhalb der Universität zugänglich. Wenn Sie regelmäßig zu den Veranstaltungen des Kulturinstitutes eingeladen werden möchten, senden Sie eine Karte an das Kulturinstitut an der Johannes Kepler Universität, 4040 Linz-Auhof oder noch besser ein E-Mail an: <Gerhard.Froehlich@jku.at>. Aktuelle Programminformationen, Zusammenfassungen von Vorträgen und Symposien (z. B. zu den »Kulturvermerken«), virtuelle Ausstellungen sowie unser Archiv sind über dasWorld Wide Web abrufbar: <http://www.kulturinstitut.jku.at/>. Für aktuelle Informationen sorgt ein E-Mail-Infodienst. Wir versuchen weiterhin, fast alle unsere Veranstaltungen und unsere Programminformationen kostenfrei anzubieten, unsere Kosten explodieren jedoch - trotz aller selbst auferlegten »Sparpakete«. Wir sind daher dankbar für die Vermittlung von Sponsoren sowie für Spenden auf unser Konto Nr. 7500-000035 bei der Allgemeinen Sparkasse O. Ö. (BLZ 20320).



 

* Ass. Prof. Dr. Gerhard Fröhlich ist seit 1987 Vorsitzender des Kulturinstituts an der Johannes Kepler Universität Linz und war ab 1991 bis zum Auslaufen des UOG '75 Senatsbeauftragter für kulturelle Angelegenheiten der Johannes Kepler Universität Linz.

Von Karl.Pfeiffer@jku.at für das W3 aufbereitet.

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