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Eine »verschworene Musiziergemeinschaft«:

Universitätsorchester Linz, 1979-2004


Gerhard Fröhlich*

Es begann 1978 - eher zufällig. Einige Musikbegeisterte probten miteinander, entdeckten beiläufig eine Gemeinsamkeit - ihre Zugehörigkeit zur Universität Linz - und entschlossen sich 1979 zur Gründung des Universitätsorchesters Linz.

Das Universitätsorchester ist die wichtigste ständige Einrichtung des - ebenfalls 1979 gegründeten - (-->) Kulturinstituts an der Johannes Kepler Universität Linz und leistet einen wesentlichen Beitrag zu dessen Zielsetzung, nämlich das kulturelle Leben an der Universität in breitem Rahmen zu fördern und die Universität stärker in das gesellschaftliche Leben von Stadt und Land zu integrieren.

Etwa drei Viertel der mittlerweile über 50 Musiker (laut Oberösterreichische Nachrichten eine »verschworene Musiziergemeinschaft«) kommen von der Universität - als Lehrer, Studierende und Absolventen. Zu ihnen treten einige Musiklehrer und andere Gäste. Herz und Seele des Universitätsorchesters ist Frau Gertrud Janeschitz-Kriegl, die neben ihrer Funktion als Konzertmeisterin die Sisyphusarbeit der organisatorischen Verantwortung übernommen hat - letztlich die Aufgabe, einen »Sack Flöhe« (Janeschitz-Kriegl) zusammenzuhalten, zu den Proben zusammenzutrommeln, und - mit Unterstützung der Verantwortlichen und Mitarbeiter des Kulturinstituts - für Sponsorbeiträge, Subventionen und Werbung zu sorgen sowie die vielen kleinen »Katastrophen«, die bei einem von Amateuren betriebenen Orchester auftreten können, zu meistern.

Von Anfang an steht das Universitätsorchester unter der künstlerischen Leitung von Johannes Wetzler. Wetzler, dessen Name »als Synonym für Musik in Linz gilt« (so die Zeitschrift »Linz Aktiv«), ist gebürtiger Saarländer, besuchte nach seinem Abitur zunächst das Konservatorium in Saarbrücken. 1959 kam er an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, wo er u. a. bei Hans Swarowsky und Ferdinand Großmann studierte und 1961 das Kapellmeisterdiplom erwarb. Nach Engagements in Saarbrücken und Klagenfurt ist er seit 1970 am Landestheater Linz tätig, zunächst als Chordirektor und seit 1974 als Kapellmeister. Neben dem Universitätsorchester Linz leitet er auch die Linzer Singakademie, mit der er immer wieder große Messen und Oratorien aufführt. Auch die Kirchenmusik der Stiftskirche St. Florian konzertiert oft unter seiner Leitung.

Kpm. Johannes Wetzler hat das Universitätsorchester zu beachtlichen Leistungen geführt, die Liste der bisher erarbeiteten und in öffentlichen Konzerten aufgeführten Werke enthält über 160, zum Teil sehr anspruchsvolle Titel - vom Barock über Klassik und Romantik bis zur Moderne - und zeugt vom großen Engagement aller Beteiligten. Im Laufe eines Studienjahres werden die Programme für drei bis vier abendfüllende Konzerte erarbeitet und zum Teil mehrfach aufgeführt: z. B. Serenaden im Schloßhof der Universität, Konzerte in der Universitätsbibliothek, im Stifter-Saal des Brucknerhauses, im großen Saal des Neuen Rathauses, zahlreiche Konzerte im Volkshaus Dornach Urfahr, Konzerte in Linzer Kirchen. Diese Konzerte fanden zum Teil in Zusammenarbeit mit Musica Sacra statt. Auch für ein neues Linzer Musiktheater engagierte sich das Universitätsorchester im Rahmen einiger Benefizkonzerte. In bleibender Erinnerung ist auch die Mitgestaltung eines Abendprogrammes, in dem »Philosophen als Künstler« (so Rousseau und Nietzsche als Komponisten) und »Künstler als Philosophen« (hier hatte die Satire ihren Platz, nicht zuletzt mit Texten von Woody Allen) vorgestellt wurden, und zwar als kulturelles Rahmenprogramm zum internationalen Philosophenkongreß »Reflexion und Wirklichkeit« im November 1986.

Weitere Höhepunkte - neben dem Jubiläumskonzert zum 10-Jahres-Doppeljubiläum von Orchester und Kulturinstitut im Jahre 1989 - waren ein Festkonzert zum »Dies Academicus« der Johannes Kepler Universität im Oktober 1990 im Redoutensaal des Theater-Casinos und ein Jubiläumskonzert anläßlich des 25jährigen Bestehens der Johannes Kepler Universität Linz im Juni 1991 unter dem Motto »Musik steigert die Gedanken«. Dabei brachte das Universitätsorchester auch eine Uraufführung zu Gehör: Helmut Rogl, Absolvent der Johannes Kepler Universität Linz, komponierte eine Fantasie für großes Orchester, die »Kepleriana«, gewidmet dem damaligen Rektor des Hauses, Herrn Prof. Kulhavy, dem Universitätsorchester sowie seinem Dirigenten Johannes Wetzler.

Neben den abendfüllenden Konzerten sorgt das Universitätsorchester auch für Mitternachtseinlagen beim Universitätsball und für die musikalische Umrahmung von akademischen Feiern, sei es bei den feierlichen Inaugurationen neuer Rektoren, bei der Verleihung von Ehrendoktorwürden, oder z. B. bei der Verleihung der Wissenschaftsmedaille der Stadt Linz an den weltbekannten Wissenschaftsphilosophen Sir Carl Popper.

Das Universitätsorchester Linz hat für seine Arbeit immer mehr öffentliche Anerkennung gefunden (was sich nicht zuletzt in zahlreichen Presseberichten und positiven Kritiken dokumentiert) und ist zu einem festen Bestandteil des Linzer Musiklebens geworden. Johannes Wetzler wurde für seine Verdienste um das Universitätsorchester Linz vom damaligen Rektor der Universität, Univ. Prof. Dr. Ernest Kulhavy, anläßlich des großen Jubiläumskonzerts »10 Jahre Universitätsorchester - 10 Jahre Kulturinstitut« im November 1989 geehrt.

Einige Konzerte fanden in ee dauerhaftere digitale Form: Vom ORF Landesstudio O. Ö. wurden bisher zwei CDs unter Kpm. Johannes Wetzler aufgenommen, eine weitere CD entstand als Live-Mitschnitt eines Konzerts gemeinsam mit der Linzer Singakademie. Die CDs (1: Mozarts Linzer Symphonie, Schuberts Unvollendete, 2: Rossinis Messa di Gloria, 3: Beethovens Egmont-Ouvertüre, Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur, Mödlinger Tänze) sind über das Büro des Kulturinstituts (s. u.) erhältlich (ÖS 200.-, Studenten öS 150,-, Mengenrabatte möglich).

Falls Sie laufend zu den Konzerten des Universitätsorchesters und den übrigen Veranstaltungen des Kulturinstituts eingeladen werden möchten, senden Sie eine Karte oder ein e-mail (<gerhard.froehlich@jku.at> oder rufen Sie an: Kulturinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz, Altenberger Straße 69, 4040 Linz, Tel. (0732) 2468-300 (Anrufbeantworter); aktuelle Konzertprogramme finden Sie auf den WWW-Seiten des Kulturinstituts: <http://www.kulturinstitut.jku.at/> bzw. <http://www.ki.uni-linz.ac.at/root/ki/>. Bei Interesse sind Sie auch herzlich zur aktiven Beteiligung eingeladen: »Willkommen ist jedermann, der sein Instrument redlich gut spielt« (Janeschitz-Kriegl). InteressentInnen wenden sich bitte direkt an Frau Gertrud Janeschitz-Kriegl, Tel. 07230/7306.



 

* Ass. Prof. Dr. Gerhard Fröhlich ist seit 1987 Vorsitzender des Kulturinstituts an der Johannes Kepler Universität Linz und war ab 1991 bis zum Auslaufen des UOG '75 Senatsbeauftragter für kulturelle Angelegenheiten der Johannes Kepler Universität Linz.




Von Karl.Pfeiffer@jku.at für das W3 aufbereitet.

http://www.uni-linz.ac.at/
/www.iwp.uni-linz.ac.at/
iwp
 /ki/
/98herbst/